Who’s afraid of Rosa
- Ausstellung vom 16.11. – 8.12.2019
- Eröffnungen am 16.11.2019 in Leipzig
- 11:00: Galerie Intershop, Halle 10, Spinnereistraße 7
- 14:00: Galerie Dietzold, Franz-Flemming-Str. 9
- 16.30: Westpol-Heilandskirche, Erich-Zeigner-Allee 24
- 19:00: Galerie KUB, Kantstr. 18
Infotext zur Ausstellung in Leipzig
Who ́s afraid of__Rosa ist eine deutsch-polnische Kooperation von 29 Künstlerinnen aus Berlin, Kraków, Leipzig, Wroclaw und Zamość. Initiiert wurde die Ausstellung von einer Gruppe Künstlerinnen des Künstlerinnen Netzwerk Leipzig. Die ausgewählten Arbeiten sind parallel an vier Ausstellungsorten in Leipzig zu sehen. Sie zeigen Malerei und Fotografie, Installation, Performance, Tanz und Video.
Die Ausstellung Who ́s afraid of__Rosa entfacht in ihrem Titel ein ganzes Spektrum von Assoziationen, in deren Mittelpunkt der Name/das Wort Rosa steht.
Mit Rosa verbindet sich im Jahr 2019 vorrangig die Erinnerung an die vor hundert Jahren in Berlin ermordete Rosa Luxemburg (1871-1919). Die im polnischen Zamość geborene und in Zürich promovierte Staatswissenschaftlerin ist als politische Aktivistin und Kämpferin gegen den Militarismus, als Mitbegründerin der Spartakusgruppe und 1918 als Mitbegründerin der KPD in die Geschichte des 20. Jahrhunderts eingegangen. Weniger bekannt dürften heute ihre poetische Begabung, ihr botanisches Interesse, aber auch ihr damals praktiziertes künstlerisches Talent sein. Sie zählt zu den wenigen Frauenpersönlichkeiten ihrer Zeit, die nicht allein einen universitären Doktorgrad erlangten, sondern auch durch politisches Engagement aktiv die gesellschaftlichen Verhältnisse verändern wollten.
Die an der Ausstellung beteiligten Künstlerinnen haben sich intensiv mit dieser komplexen Persönlichkeit der Zeitgeschichte auseinandergesetzt. Im Fokus stand die Suche nach Möglichkeiten einer bildkünstlerischen Annäherung. Als Theoretikerin hat Rosa Luxemburg in ihren kritischen Texten zur Ökonomie, zum Nationalismus und Pazifismus Gedanken formuliert, deren Aktu- alität aus der heutigen Perspektive einer globalisierten, ökonomisch neoliberal ausgerichteten Welt ungebrochen scheint.
Unter besonderer Berücksichtigung der Biographie Rosa Luxemburgs hat sich die Leipziger Initialgruppe des Projekts ent- schlossen, Künstlerinnen aus ihrem Geburtsland Polen einzuladen, ebenso wie Künstlerinnen aus Berlin, dem Ort, wo sie im Januar 1919 ermordet wurde. Die Begegnung mit polnischen Künstlerinnen hat nicht allein den Prozeß eines regen internationa- len Dialogs angestoßen. Sie hat auch offengelegt, wie unterschiedlich die Rezeption von Rosa Luxemburg gerade auch unter den aktuellen politischen Entwicklungen in Polen verläuft.
Rosa bezeichnet auch eine Farbe. In Anspielung auf einen Bildtitel des amerikanischen Künstlers Barnett Newman Who ́s afraid of Red, Yellow and Blue öffnet sich der weite Assoziationsraum über Bedeutung und Wirkung einzelner Farben – denn allein zwei der insgesamt vier Bildvarianten Newmans wurden in Berliner und Amsterdamer Museen vandalisiert. Anders als die drei Grundfarben ist Rosa eine Mischfarbe, die gesellschaftlich, geschlechtsspezifisch stark codiert ist. Ihre Funktion kann plakativ, provokativ genutzt werden, ihre Farbcodierung kann im gleichen Atemzug aber gesprengt und in Frage gestellt werden.
Noch ein dritter Aspekt des Ausstellungstitels soll Erwähnung finden – afraid, also die Angst. Mit ihm klingen subjektive Emp- findungen an, nicht allein in Bezug auf Rosa Luxemburg und ihre politische Haltung. Mit dem Stichwort der Angst öffnet sich ein weiteres Feld künstlerischer Fragestellungen zu der aktuell zu beobachtenden gesellschaftlichen Polarisierung in vielen Berei- chen des öffentlichen Lebens.
Barbara John